Beate Blank, Uwe Rattay
15.04.2024

Blitzer-Mythen: Unscharfes Bild, Toleranzgrenze - und wann ist der Führerschein weg?

Am Freitag, 19. April, findet in Bayern der Blitzermarathon statt - 24 Stunden lang wird besonders intensiv die Geschwindigkeit der Autofahrer in unserem schönen Bundesland gemessen. Dabei haben wir uns die Frage gestellt - welche Mythen rund um die Radarfallen stimmen eigentlich und welche nicht? Sind Blitzer-Apps legal? Darf direkt hinterm Schild geblitzt werden? Das Blitzerbild ist unscharf - muss ich trotzdem eine Strafe zahlen? Hier haben wir die Antworten für euch.

Mythos 1: Ist der Fahrer auf dem Bild nicht zu erkennen, muss er auch nicht zahlen

Stimmt teilweise. In Deutschland ist der Fahrzeughalter nicht automatisch haftbar, falls der Fahrer nicht identifizierbar ist. Allerdings kann das Gericht Nachforschungen anstellen, um den Fahrer zu ermitteln. Sollte dies scheitern, ist keine Bußgeldzahlung erforderlich. Bei Wiederholungsfällen kann allerdings die Auflage eines Fahrtenbuchs erfolgen.

Mythos 2: Blitzer-Apps und warnende Navis sind rechtlich erlaubt

Stimmt teilweise. Die rechtliche Situation um Blitzer-Apps und Navigationsgeräte, die vor Blitzern warnen, ist in Deutschland eine Grauzone. Während der Besitz solcher Apps nicht verboten ist, kann die aktive Nutzung während der Fahrt rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen, insbesondere wenn eine Verkehrskontrolle stattfindet. In anderen Ländern kann die Rechtslage strikter sein.

Mythos 3: Blitzer sind „Radar-Fallen“

Stimmt nicht. In Deutschland sind die meisten Blitzer keine Radarfallen mehr. Ursprünglich verwendeten manche Geräte Radar, jedoch führte dies aufgrund der simultanen Erfassung mehrerer Objekte oft zu Messfehlern. Heutzutage arbeiten viele Blitzer mit piezoelektrischen Drucksensoren, die in die Straße eingelassen sind und die Geschwindigkeit anhand der Überfahrtzeit zwischen den Sensoren berechnen. Auch Laser-Messsysteme, die in modernen Blitzersäulen verbaut sind, werden häufiger verwendet.

Denny Müller / Unsplash
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Mythos 4: Blitzersäulen können in beide Fahrtrichtungen blitzen

Stimmt teilweise. Die Fähigkeit einer Blitzersäule, in beide Richtungen zu messen, hängt von ihrer Konfiguration ab. Säulen mit vier dunklen Ringen können bis zu vier Fahrstreifen und beide Fahrtrichtungen überwachen. Säulen mit weniger Ringen beschränken sich auf weniger Fahrstreifen und oft nur eine Richtung.

Mythos 5: Wenn der Blitzer nicht sofort blitzt, hat er nicht funktioniert

Stimmt nicht. Viele moderne Geschwindigkeitsmessgeräte arbeiten mit Infrarottechnologie, die ohne sichtbares Blitzlicht auskommt. Das Fehlen eines sichtbaren Blitzes bedeutet also nicht, dass keine Messung stattgefunden hat.

Mythos 6: Tempolimits gelten nicht kurz vor oder nach dem offiziellen Schild

Stimmt nicht. Tempolimits gelten ab dem Punkt, an dem das entsprechende Verkehrsschild aufgestellt ist. Autofahrer sind verpflichtet, die auf dem Schild angegebene Geschwindigkeit unmittelbar ab dem Schild zu beachten. Entsprechend können sie direkt nach dem Schild für Geschwindigkeitsübertretungen geblitzt werden.

Mythos 7: Es gibt immer 10 Prozent Toleranzabzug bei der Geschwindigkeitsmessung

Stimmt nicht. Der Toleranzabzug bei Geschwindigkeitsmessungen in Deutschland ist weniger großzügig als oft angenommen. Oberhalb von 100 km/h werden drei Prozent abgezogen, unterhalb dieser Geschwindigkeit drei km/h. Diese Regelung gilt für fest installierte Blitzer. Mobile Messungen können unter Umständen einen größeren Toleranzabzug gewähren.

In Vorbereitung auf den Blitzermarathon in Bayern ist es wichtig, diese Mythen zu kennen und zu verstehen, wie Geschwindigkeitskontrollen tatsächlich funktionieren, um sicher und regelkonform unterwegs zu sein.

Mythos 8: Bei schlechtem Wetter blitzen die Radarfallen nicht

Stimmt nicht. Moderne Blitzgeräte und Geschwindigkeitsmesssysteme sind so konstruiert, dass sie bei fast allen Wetterbedingungen funktionieren. Regen, Schnee oder Nebel beeinträchtigen die Funktionsfähigkeit der meisten modernen Messgeräte nicht erheblich. Allerdings kann extrem schlechtes Wetter in seltenen Fällen die Genauigkeit oder Funktionalität beeinflussen.

Mythos 9: Man kann einem Bußgeld wegen Geschwindigkeitsübertretung immer erfolgreich widersprechen

Stimmt nicht. Ein erfolgreicher Einspruch gegen ein Bußgeld ist möglich, aber nicht garantiert. Erfolg hängt oft von der Verfügbarkeit von Beweisen ab, die die Messung als fehlerhaft oder die Situation als besondere Umstände darlegen. Ohne stichhaltige Beweise oder rechtliche Beratung sind die Chancen auf Erfolg jedoch gering.

Mythos 10: Man kann die Messung stören, indem man stark beschleunigt oder abrupt abbremst

Stimmt nicht. Moderne Geschwindigkeitsmessgeräte sind darauf ausgelegt, sehr schnell auf Geschwindigkeitsänderungen zu reagieren und liefern auch bei stark beschleunigenden oder abrupt abbremsenden Fahrzeugen präzise Ergebnisse. Der Versuch, Messungen auf diese Weise zu stören, ist nicht nur ineffektiv, sondern erhöht auch das Risiko für Unfälle und rechtliche Konsequenzen.

Diese Mythen können helfen, ein besseres Verständnis für die Funktionsweise und die rechtlichen Aspekte von Geschwindigkeitskontrollen zu entwickeln.

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