Aus den Boxen in der deutschen Kabine wummerte Gute-Laune-Musik, da war Joshua Kimmich noch eine Sache wichtig. Bei allen Superlativen für Jamal Musiala und Florian Wirtz gehe «der Kai» in der Berichterstattung «immer ein bisschen unter», sagte der Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft nach der 7:0-Gala gegen Bosnien-Herzegowina. Auch Kai Havertz, einst selbst Supertalent und heute mit 25 Jahren immer noch jung, mache «das richtig, richtig gut», betonte der Kapitän. Also ein Zauber-Trio statt eines Duos?
Wirtz, Havertz, Musiala - Bundestrainer Julian Nagelsmann konnte am Sonntag sehr zufrieden die Vorbereitung auf das letzte Gruppenspiel der Nations League am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF) in Budapest gegen Ungarn angehen. Einen ähnlichen kreativ-offensiven Dreiklang hat aktuell kaum eine Fußball-Nation zu bieten. Musiala und Wirtz seien «schon spektakulär», befand Kimmich, «aber den Kai sehe ich da auf einem Level».
Havertz hatte in Freiburg zum zwischenzeitlichen 3:0 getroffen, mehr oder weniger eingerahmt von Musialas Führung nach 80 Sekunden und Wirtz' Doppelpack in der zweiten Halbzeit. Das zweite (und siebte) deutsche Tor erzielte Stürmer Tim Kleindienst. Zum 6:0 traf der eingewechselte Leroy Sané, dem immer wieder vorhergesagt wurde, auf der offensiven Außenbahn gesetzt zu sein. An Musiala und Wirtz ist aber kein Vorbeikommen mehr.
Der Hype um «Wusiala»
«Wir verstehen uns einfach gut auf dem Platz», sagte der Leverkusener Wirtz und merkte nicht zu Unrecht an, das hätten sie ja schon sehr oft gesagt. Nach Nagelsmanns Ansage vor etwas mehr als einem Jahr, dass er sich nicht zwischen Musiala und Wirtz entscheiden müsse, weil beide gemeinsam wirbeln sollen, hat sich das Duo rasant in die Herzen der Fans gespielt. Wer im Internet nach «Wusiala» sucht, findet Hunderte Videos mit Zusammenschnitten der schönsten Tricks und Tore.
Musiala gab zu seinem Treffer per perfekt gesetztem Kopfball lächelnd in der ARD zu Protokoll, er sei «echt stolz», weil er nicht einfach nur richtig gestanden, sondern auch die richtige Technik parat gehabt habe. «Bei ihm können sich viele junge Spieler, die Profi werden wollen, was abschneiden», lobte Nagelsmann den Bayern-Profi. «Er hat nicht das Statusdenken, dass er der Superstar ist und nichts mehr lernt, er ist extrem offen und am Ende belohnt er sich selbst.»
Hindernisse auf dem Weg zum Starspieler
Beide, Musiala und Wirtz, sind erst 21 Jahre alt und noch weit davon entfernt, gestandene Superstars zu sein. Die Erfahrung, wie schnell es auch in die anderen Richtung gehen kann, hat Havertz seinen Mit-Spielmachern voraus. Der Arsenal-Profi debütierte 2018 mit 19 Jahren im Team des damaligen Bundestrainers Joachim Löw. Als großes Versprechen für die Zukunft erlebte er jedoch die trist-grauen Jahre der DFB-Auswahl und konnte den Niedergang auch nicht aufhalten.
«Das Schöne an Kai ist, er kann sehr viel, sehr gut auf verschiedenen Postionen», sagte Nagelsmann. «Ich habe nie Sorge, ihn irgendwo hinzustellen, das wird auch in Zukunft so sein, ich nagele ihn nicht fest auf eine Position.» Havertz werde viel spielen, «weil ich viel von ihm halte».