Bild: Lennart Preiss
01.09.2023

Geiselnahmen, Amoklauf, Attentate und Gefahrensituationen: 50 Jahre SEK - eine Bilanz

Spezialeinheiten soll gestärkt werden

München (dpa/lby) – Der Freistaat Bayern will die Spezialeinheiten der Polizei verstärken. Sie seien unverzichtbar bei der Bekämpfung von Schwerstkriminalität wie Erpressungen, Entführungen, Geiselnahmen und organisierter Kriminalität», sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in München bei einer Feier zum 50-jährigen Bestehen der Einheiten. Sie unterstützten bei Razzien, Kontrollen und Durchsuchungen bei hochgefährlichen Tätergruppierungen und bekämpften auch terroristische Gewalttäter. «50 Jahre Spezialeinheiten bei der Bayerischen Polizei – das ist ein halbes Jahrhundert höchste Professionalität bei den gefährlichsten Einsätzen», betonte Herrmann.

50 Jahre SEK – Ein Rückblick auf die gefährlichste Einsätze

Der Terroranschlag auf die Olympischen Sommerspiele im September 1972 in München hatte eine Wende in der deutschen Sicherheitspolitik gebracht. Elf israelische Sportler und ein Polizist wurden getötet. Eine Katastrophe, die das Versagen der Polizei nach Meinung von Zeitzeugen aufs Schlimmste offenbarte. Um für Geiselnahmen und Attentate besser gerüstet zu sein, errichtete der Bund wenig später die Anti-Terror-Einheit GSG 9. Die Bundesländer gründeten Spezialeinheiten der Polizei.

Die Bayerische Staatsregierung beschloss die Aufstellung mehrerer Kommandos am 1. Februar 1973, darunter welche mit Präzisionsschützen sowie zum Eingreifen und für die Observation. Inzwischen haben die Spezialeinheiten nach Angaben des Ministeriums mehr als 400 Beschäftigte etwa bei den Spezialeinsatzkommandos (SEK), den Mobilen und den Technischen Einsatzkommandos sowie den Verhandlungsgruppen.

Schwer gerüstet mit Helm, Spezialweste oder sogar Kettenhemd – so stürmen Beamtinnen und Beamten in Fernseh-Krimis Lagerhallen oder Häuser, in denen sich Verbrecher verschanzen. Auch im realen Leben sind sie für harte Einsätze zuständig: Geiselnahmen, Erpressungen, Entführungen, Amokläufe, Razzien und anderes aus dem Bereich der schweren Gewaltkriminalität und der Organisierten Kriminalität. Auch der Streifendienst kann in prekären Einsatzlagen um Hilfe bitten. Etwa wenn Täter bewaffnet seien oder die Örtlichkeit ein spezielles Vorgehen erfordere, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums München. Zudem stehen schwer gepanzerte Fahrzeuge bereit, die aber auch für Kritik sorgen, wirken sie doch auf manche sehr martialisch.

Seit Jahrzehnten: Tausende Einsatzkräfte in ganz München unterwegs

Knapp 3600 Einsätze hatten die Spezialkräfte allein in den vergangenen fünf Jahren wie die Münchner Sicherheitskonferenz oder 2022 den G7-Gipfel im oberbayerischen Elmau. Gefragt waren sie auch 2016 bei einem Terroranschlag in einem Zug in Würzburg und wenige Tage später in München beim rechtsextremistischen Attentat auf das Olympia-Einkaufszentrum. Auch bei Geiselnahmen in Starnberg, Ingolstadt oder Pfaffenhofen an der Ilm wurden sie gerufen.

Beim SEK arbeiten? Das müsst ihr beachten

Wer sich für eine Spezialeinheit ausbilden lassen will, darf der Polizei zufolge höchstens 35 Jahre alt sein und muss sehr fit sein, körperlich wie geistig. Es gibt ein Auswahlverfahren mit Sport, Schießen, psychologischen Tests, ärztlicher Untersuchung und einem Gespräch. Gefragt seien sehr teamfähige Menschen, die Wert auf offenen Austausch legten, keine Mitläufer oder Befehlsempfänger, sagte ein Polizeisprecher. Und sie müssen bereit sein, beständig zu trainieren, damit im Ernstfall alles automatisch abläuft und jede Bewegung sitzt, ohne langes Überlegen.

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