Mit dem Hochsommer kommen auch Gewitter. Rund 700.000 gibt es davon jährlich in Deutschland. Die unterfränkische Stadt Schweinfurt war sogar die Blitzhochburg Deutschlands. Aber wie verhält man sich beim Gewitter? Es kursieren viele Mythen und Regeln, die aber nicht alle richtig sind.
Richtig! Bei Gewittern können Elektrogeräte durch Überspannungen im Stromnetz beschädigt werden. Schutz bietet hierbei aber ein Überspannungsschutz. Dieser ist seit Oktober 2016 in allen neuen Gebäuden sogar Pflicht! Nachrüsten geht aber auch – etwa mit Steckerleisten, die einen integrierten Überspannungsschutz haben.
Richtig! Das liegt am Rauch, da dieser aus Kohlenstoffmolekülen und -atomen besteht. Diese leiten Strom!
Halbrichtig! Das hängt mit den beiden Leitungen zusammen. Also der Frisch- und Abwasserleitung. Vor allem in alten Häusern bestehen die Wasserleitungen noch oftmals aus Metall und sind nicht geerdet. Dann kann Duschen bei Gewitter gefährlich sein. Die Wasserleitungen sollten an den Potentialausgleich des Hauses angeschlossen sein, damit alles sicher ist. Daher die Empfehlung: Hausbesitzer oder Mieter können den Potentialausgleich nachrüsten lassen – oder im Altbau während des Gewitters vorsichtshalber auf die Dusche verzichten. Grundsätzlich besteht eine Gefahr beim Duschen immer.
Richtig! Denn das Auto fungiert als Faradayscher Käfig. Dazu müssen aber alles Türen geschlossen sein und ein Cabrio zählt nicht dazu.
Falsch! Die Wahl des Baumes ist vollkommen egal. Am besten halten wir zu jedem Baum einen Mindestabstand von 15 Meter. Es droht nämlich auch das Zersplittern des Baumes bei Einschlag eines Blitzes. Dasselbe gilt beispielsweise auch für alleinstehende Holzmasten oder Zäune.
Falsch! Auch 50 Meter neben einem Turm oder Mast kann man direkt getroffen werden. Außerdem ist es falsch, dass ein Blitz nie zweimal an der selben Stelle einschlägt. Zum Vergleich: Das Empire State Building wird jedes Jahr circa 23 Mal vom Blitz getroffen.
Falsch! Man kann einen Blitzschlag überleben. Im Schnitt werden 135 Menschen jährlich vom Blitz getroffen – in Deutschland sind das circa 4 Personen. Knapp 99% überleben das, da der meiste Teil des Blitzstroms an der Körperoberfläche abfließt. Die häufigsten Verletzungen sind trotzdem Verbrennungen, Schäden am Herzen, Lähmungen, Hör- und Sehstörungen. Für Ersthelfer gilt: Man kann und soll einen Menschen unmittelbar nach einem Blitzeinschlag wiederbeleben. Die Wahrscheinlichkeit bleibt aber weiterhin sehr gering.
Falsch! Sollte man dennoch getroffen werden, können die Metallteile den Blitz aber in und durch den Körper leiten und für Verbrennungen sorgen.
Falsch! Die Handystrahlung ist viel zu gering, um Blitze anzuziehen. Auch das Telefonieren ist überhaupt kein Problem. Allerdings muss mit Schnurtelefonen aufgepasst werden! Dazu siehe Mythos 1.
Richtig! Hierbei droht Lebensgefahr! Denn ein Blitz breitet sich im Wasser sehr weit aus und beim Schwimmen sind wir lang ausgestreckt, was sich auf die Wirkung des Blitzes am kompletten Körper auswirken kann!
Falsch! Das ist ausgeschlossen bei den meisten Fällen. Gefährlich kann es lediglich ab einer Höhe von 60 Metern werden. Aber auch da reicht ein Abstand von einem halben Meter zum Fenster.
Halbrichtig! Wenn während eines Sommergewitters Milch draußen steht, kann diese schneller schlecht werden. Dafür verantwortlich ist allerdings die schwüle Luft, die häufig unmittelbar vor einem Gewitter herrscht. Dann vermehren sich die Milchsäurebakterien besonders schnell und die Milch kippt.
Falsch! Dadurch bietet man dem Blitz eine große Angriffsfläche. Am besten eine Vertiefung oder Mulde suchen und dort in die Hocke gehen. Bestenfalls noch die Beine umklammern und den Kopf senken. Allerdings ist das nur für Einzelpersonen gedacht – sonst muss ein Abstand von mindestens einem Meter zu anderen Personen und Gegenständen gehalten werden.
Gewitter sind immer gefährlich. Wer die Gefahr minimieren möchte, kann sich an die 30-30-Regel halten: Vergehen zwischen Blitz und Donner weniger als 30 Sekunden, ist das Gewitter nah, also rund 10 Kilometer entfernt. Und erst 30 Minuten nach dem letzten Blitz und Donner ist die Gefahr endgültig gebannt.