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Für ausgewählte Lebensmittel 06.11.2023

Mindesthaltbarkeitsdatum soll abgeschafft werden

Weg mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum! Das fordert Bundesagrarminister Özdemir. Vor allem Lebensmittel wie Tee, Honig oder Reis bräuchten überhaupt kein Mindesthaltbarkeitsdatum. Demzufolge sollten diese lang haltbaren Lebensmittel künftig auch weniger weggeworfen werden.

„Wir bräuchten eine verbindliche Ausnahmeliste für bestimmte haltbare Produkte“, so Özdemir. Es sei seiner Meinung nach „komplett sinnbefreit“, dass lang haltbare Lebensmittel wie Reis, Tee oder Honig ein Mindesthaltbarkeitsdatum hätten. Er sieht hier nun die EU-Kommission am Zug und hofft, dass diese eine verbindliche Regelung für die Europäische Union vorschlagen.

Laut Angaben der EU-Kommission entstehen in Europa etwa 59 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle pro Jahr. Das sind rund 130 Kilogramm pro Kopf.

Was wir alle jetzt schon tun können sind die tollen Foodsharing Angebote nutzen, die es in Bayern schon gibt. 

Vor zehn Jahren, am 12.12.2012, ging die Plattform „foodsharing.de“ online. Vorausgegangen waren ein Buch und ein Kinofilm gegen den Skandal der weltweiten Lebensmittelverschwendung sowie erste Supermarktkooperationen und Abholungen von Lebensmittelretter*innen.

Das Problem Lebensmittelverschwendung war damals noch neu in der Wahrnehmung in Deutschland: Es gab weder statistische Erhebungen noch wissenschaftliche Untersuchungen oder Studien dazu. Angestoßen durch die foodsharing-Initiative bewegte sich Einiges: Es kam zu einem enormen Medienecho, parteiübergreifender Zustimmung und dem Appell, die Verschwendung in Deutschland, auch mit Hilfe gesetzlicher Regelungen, bis zum Jahr 2020 zu halbieren. Das Bundeslandwirtschaftsministerium gab daraufhin eine erste Studie in Auftrag (ohne Berücksichtigung der Landwirtschaft) und startete die nur an den Endverbraucher gerichtete Kampagne „Zu gut für die Tonne“. Später wurde das Halbierungsziel auf das Jahr 2030 verschoben und sogenannte Dialogforen zwischen Produzenten, Industrie, Handel, Gastronomie und privaten Haushalten ins Leben gerufen. Es begann ein Ringen um die Zahlen und Daten, die an die EU geliefert werden mussten. Im Fokus stand die Frage, um welche Mengen es geht und wie viel von welchen Akteur*innen weggeschmissen wird. Der Tenor der Bundesregierung lautete durchweg: Möglichst niedrig rechnen und den Endverbraucher als Hauptübeltäter erscheinen lassen! Daher wurden auch keine gesetzlichen Vorgaben, Kontrollen oder Regelungen erlassen und stattdessen auf freiwillige Verpflichtungen gesetzt.

Was hat sich nun in den letzten zehn Jahren getan und verändert?

Das öffentliche Problembewusstsein zum Thema ist deutlich gestiegen. Einige Unternehmen, Gastronom*innen und Supermärkte haben sich zu weniger Lebensmittelverschwendung verpflichtet, Lieferketten wurden effizienter gestaltet und entsprechende Aktionen und Rabattierungen bei MHD-nahen Produkten eingeführt.

Aber nach wie vor wird mehr als ein Drittel der produzierten Lebensmittel in Deutschland vernichtet (Quelle). Die absolute Zahl der Lebensmittelabfälle ist über die Jahre weiter angestiegen, nicht nur in Deutschland, sondern in der gesamten EU: Heute werden hier mehr genießbare Lebensmittel untergepflügt, aussortiert und weggeschmissen als importiert (Quelle). Die ungebremste Verschwendung besteht nach wie vor und von einer tatsächlichen Halbierung in den noch verbleibenden acht Jahren bis 2030 ist nur zu träumen.

Weitere Informationen zum Thema findet ihr auf der Website des Vereins, eine Liste von Ansprechpartnern in verschiedenen bayerischen Gemeinden könnt ihr hier einsehen

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